Samstag, 20. August 2011

Albufeira

Albufeira ist ein Touristenort an der Algarve. Im September 1979 sah ich hier, mit knapp 4 Jahren meine erste Corrida de Toros (auf portugiesisch "Tourada" oder "Corrida de Toiros"). Es war eine reine Touristenveranstaltung. Mein Vater hielt es offenbar für eine gute Idee, mich damals zu der um 22.00 Uhr beginnenden Corrida Nocturna mitzunehmen.
Pick-up am Hotel "Balaia" im Touristenbus und dann zur Plaza. Es handelte sich um eine Plaza portátil - also eine nicht fest installierte Arena - etwa so wie ein Zirkus. Für die Sommersaison aufgebaut.
Von Beginn an war alles aufregend. So spät und ich durfte wach bleiben! Neben der Plaza de toros befand sich eine Disko namens "Ruina". Wir standen auf dem Parkplatz und es schallte ohrenbetäubende Musik herüber, die mir Angst machte. Ein rhythmisches Donnern. Heute bin ich sicher, daß es sich um Queen: "We will rock you" handelte.
Die Arena war von Flutlicht hell erleuchtet und randvoll. Ich schätze, sie verfügte über ca. 15 Sitzreihen.
Was dann folgte, hat für alle Zeiten (meines Daseins) mein Leben verändert:
Flutlicht, Pferde, glitzernde Anzüge, wilde Stiere, Applaus und Musik. (Wenn ich mich recht erinnere, kam diese sogar vom Band...?).
Was gebe ich dafür, diese Corrida noch einmal sehen zu können!
Dieser sicherlich eher armselige Abklatsch für sonnenverbrannte, teils angetrunkene Touristen, machte mich an jenem Abend zum Aficionado.
Ich habe ganze Blöcke mit Stierkampfbildern vollgezeichnet, bekam von meinem Vater im Alter von 5 Jahren eine Doppel-LP der Oper "Carmen" geschenkt, die bei uns zuhause rauf- und runterlief, nur weil ich wusste, daß das alles irgendwie mit Stierkampf zu tun hat. Ich liebte in diesem Alter Picassos "Tauromaquia". Als hätten sie es meine Eltern geahnt, hing bei uns im Wohnzimmer seit 1971 ein Tuschebild mit Picador und Stier aus dieser Serie.
Seitdem habe ich etwa 170 Corridas - ich zähle hierbei Novilladas und einige wenige Rejoneos mit - gesehen und ich habe noch lange nicht genug. I want more!
Vor ca. 12 Jahren lernte ich in Málaga, den londoner Taxifahrer Lenny Friedman, einen der besten Aficionados, die ich je getroffen habe kennen. Lenny war damals Anfang 60 und verbringt seit 40 Jahren mindestens 3 Monate in Spanien bei den Corridas. Ich fragte ihn, ob er im Herbst nicht auch irgendwie erleichtert sei, daß der Marathon ein Ende hat. Er erwiederte verständnislos: "No, I can´t wait for the next season!"
Mir geht es ganz ähnlich. Alllerdings schläft meine Afición im Winter etwas ein. Ich verfolge das Geschehen in Lateinamerika mit, denke aber, daß ich auch problemlos "ohne" auskommen kann. Doch sobald das Stierkampfjahr losgeht, die ersten Cartels von Castellón, Valencia und Sevilla stehen, packt es mich und ich kann es kaum erwarten.



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